Besetzung der Villa Rühl – Kulturelle Freiräume schaffen

20. September 2017  Kommunales

Anfang Juni wurde die „Villa Rühl“ in der Mönchebergstraße besetzt. Das Gebäude, dass sich im Besitz der Universität Kassel befindet, steht seit vielen Jahren leer.
Ziel der Besetzer*innen war die Schaffung eines kulturellen Zentrums. Die Linksjugend [’solid] Kassel, hat die Besetzung unterstützt und fragt einen Aktivisten, der stark in dem Projekt beteiligt ist, wie es jetzt, auch nach der Räumung durch die Uni weitergeht.

[’solid]: Uns interessiert wieso die Villa zu diesem Zeitpunkt besetzt wurde. Kannst du uns etwas über die Ausgangslage der Besetzung sagen?
Felix: Viele soziale Zentren in Kassel wurden im Verlauf der letzten Jahre dicht gemacht – unter anderem die Salzmann Fabrik, das Karoshi und das HAUS. In Kassel gibt es nicht genug unkommerzielle Freiräume. Die Villa sollte ein Raum werden, in dem sich jede*r frei von Diskriminierung entfalten kann. Das Gebäude ist im Besitz der Uni und steht seit 5 Jahren leer. Im Bauplan der Uni steht keine vorhergesehene Nutzung für das Objekt drin.

[’solid]: Wie gestaltete sich der Ort und wie reagierte die Bevölkerung darauf?
Felix: Die Struktur war selbstorganisiert – alle konnten sich einbringen, austauschen und neues lernen. Es gab ein tägliches Plenum und eine Küfa (Küche für alle), die es weiterhin mittwochs im Nordstadtpark gibt. Verschiedene Veranstaltungen fanden statt, Touren durch die Villa haben der Nachbarschaft und Interessierten einen Einblick in das entstandene Zentrum gegeben. Vereinzelt stieß man auf extreme Ablehnung, aber zum größten Teil unterstützte der Stadtteil das Projekt.

[’solid]: Warum wurde am 19.06. dann geräumt?
Felix: Die Uni hat stets auf ihren Besitz des Gebäudes verwiesen und war nicht kooperationsbereit. Im Grundgesetz steht jedoch, dass Eigentum verpflichtet und zum Wohle der Allgemeinheit genutzt werden muss. Die Aktivist*innen sind auf die Univerwaltung zugegangen, diese wollten jedoch nicht verhandeln und ließen die Villa zum Entsetzen vieler räumen.

[’solid]: Was passiert jetzt? Gibt es Forderungen, für die sich „Unsere Villa“ weiterhin stark macht?
Felix: Am Tag nach der Räumung gab es eine kämpferische Demonstration mit 250 Personen auf der Straße. Das zeigt, dass die Uni uns die Villa nehmen kann, aber nicht die Bewegung. Es gibt weiterhin ein wöchentliches Plenum, dienstags um 17:30 Uhr. Unabhängig von der Villa Rühl existiert viel Leerstand in Kassel und weiterhin fordern wir, diesen Leerstand zu nutzen. Es braucht für alle zugängige Räume für Kreativität, Kultur und des Austauschs in Kassel.