„Wir streiken, weil die Bildung am Boden ist und stehen auf, um unsere Zukunft zu erkämpfen!“
Für den 11. Dezember hat das Bündnis „Unsere Zukunft erkämpfen“ zu einem Schulstreik an allen Kasseler Schulen aufgerufen. Grund dafür: undichte Schuldächer, Naturwissenschaftsräume auf dem Stand der 60er Jahre und deutlich eingeschränkte Barrierefreiheit. SchülerInnen acht verschiedener Schulen, LehramtsstudentInnen, Mitglieder der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft, DIE LINKE sowie Kasseler Basisgruppen politischer Jugendorganisationen wie beispielsweise die der Linksjugend [’solid] sind sich einig – um die Schulen zu einem angenehmen Lernort (für alle!) zu machen, bedarf es einer massiven Gebäudesanierung!
Wie alles begann
Das Bündnis entstand, nachdem sich einige SchülerInnen der Offenen Schule Waldau an die Stadtverordneten der Rathausfraktion der Kasseler Linken wandten, um von den massiven Mängeln der Schulinfrastruktur zu berichten. Die baulichen Zustände an Kasseler Schulen stehen bereits jetzt einer angemessenen schulischen Nutzung entgegen. Schimmelige Wände, unzumutbare Toiletten, undichte Dächer und dringend sanierungsbedürftige Fachräume sind Alltag für SchülerInnen und LehrerInnen an vielen Kasseler Schulen.
Die Kasseler Linke hat sofort zugesagt, die Notwendigkeit größerer finanzieller Investitionen im Bereich der Schulen in die Haushaltsdebatten der Stadtverordnetenversammlung im Kasseler Rathaus zu tragen. Die Mehrheit der anderen Fraktionen scheint diesem Problem jedoch eher mit Ignoranz als mit Engagement zu begegnen.
Die Finanzierungslücke beim Sanierungsbedarf der Schulen liegt bereits jetzt bei 144 Mio. und wächst weiter an. Gleichzeitig sitzt die Stadt aufgrund der hohen Haushaltsüberschüsse der letzten Jahre inzwischen auf einem Rücklagenberg von 127 Mio. EUR. Dass dieser nicht für dringend notwendige Investitionen abgebaut wird, stellt eine völlig falsche Prioritätensetzung dar.
SchülerInnen organisieren sich
Das Schülerbündnis kam zusammen, um nun selbst Initiative zu ergreifen und sich gemeinsam für Veränderungen stark zu machen. So fiel die Entscheidung, am 11. Dezember, der Tag, an dem der städtische Haushalt in der Stadtverordnetenversammlung besiegelt wird, aus den Schulen raus und auf die Straße zu gehen. Mit ihrer Abwesenheit in der Schule wollen sie deutlich machen, dass die Zustände für sie zum großen Teil nicht länger tragbar sind; mit der Anwesenheit auf der Straße, wollen sie ihre Forderungen in die Öffentlichkeit tragen und sich mit ihrem Anliegen für Solidarität stark machen. Ihr Ziel ist es, Druck auf die Haushaltsverhandlungen aufzubauen und die zu gering berechneten Investitionen auf einen Betrag zu rücken, der Optimierungen an den Schulen überhaupt erst realisierbar macht.
Mobilisierung bis zum Schulstreik
Unter dem Motto „Bildung am Boden“ fand Anfang September die erste öffentlichkeitswirksame Aktion des Bündnisses vor dem Kasseler Rathaus statt. Nach nur wenigen Wochen Bündnisarbeit konnten über 70 TeilnehmerInnen für die Aktion mobilisiert werden. Den SchülerInnen wurde jedoch verwehrt, an der öffentlichen Haushaltssitzung der Stadtverordnetenversammlung teilzunehmen. Das hat letztlich auch unsicherere TeilnehmerInnen ermutigt, weiterhin und noch entschlossener für ihr Anliegen auf die Straße zu gehen und so den Druck auf die Stadtverordneten zu erhöhen.
Anschließend wurden für die Schulen individuelle Unterschriftenlisten angefertigt, um zu verdeutlichen, wie vielen SchülerInnen eine Aufstockung des Investitionsprogramms für Bildung und die Sanierung der Schulen wichtig ist. Weitere öffentliche Aktionen wurden geplant: darunter ein von der lokalen Presse begleitetes Gespräch mit dem Oberbürgermeister und der Schuldezernentin der Stadt Kassel aber auch gemeinsames Transparente-Malen in der Innenstadt, bis hin zu einer Satire-Demo unter dem Motto: „Wir tragen unsere Bildung zu Grabe“. Um die letzten Tage der Mobilisierung vor dem Streik voll auszunutzen, wurde außerdem eine öffentliche Informationsveranstaltung geplant, auf der Erfahrungen aus vergangenen Schulstreiks ausgetauscht und der genaue Ablauf des Streiks geplant wurde.
Denn sicher ist, wenn die Stadt Kassel nicht endlich aufhört, an der Bildung zu sparen, sehen die Mitglieder des Bündnisses rot für ihre Zukunft. In den nächsten Wochen wird sich zeigen, wie wichtig dem Magistrat die Forderungen der Jugend sind. Sicher ist allerdings schon jetzt, dass die TeilnehmerInnen des Bündnisses wissen, dass sie für eine bessere Bildung und eine selbstbestimmte Zukunft gemeinsam kämpfen müssen!